Ein „Chorstimmbildungs-Crash-Kurs-Versuch“
Ich habe bis jetzt in so einigen Chören - Laien- wie auch Profi-Chören – mitgesungen und durfte in dem einen oder anderen Chor auch als Chorleiter oder Stimmbildner mitwirken. All diese Chöre, in denen ich sang, waren recht unterschiedlich und ihre Chorleiter ebenfalls. Was die von mir beobachteten Chorleiter gemeinsam hatten war, was sie NICHT hatten: Sie hatte alle keine Ahnung von einer Singstimme. Leider!
Einige Chorleiter konnten gut Klavier spielen, andere waren wunderbar beim Einstudieren neuer Werke, einige waren menschlich gut im Umgang mit dem Chor und schufen eine angenehme Probenatmosphäre, aber keiner hatten auch nur einen blassen Schimmer von Stimmen, nicht einmal jene Chorleiter, die selbst einigermaßen gut singen konnten. An dieser Stelle muss ich der Fairness halber erwähnen, dass die Chorleiter meist studierte Dirigenten, Pianisten, Musikwissenschaftler oder Ähnliches waren und an der Hochschule nur ein paar Semester Gesangsunterricht im Nebenfach hatten genießen dürfen. Und wenn heute schon so viele Berufssänger nicht genau wissen, wie sie mit ihrer eigenen Stimme umgehen sollten, wie kann man es dann von einem Chorleiter erwarten?
Bei einem Profichor, wie z.B. an einem Theater, sollte es nicht einmal so schlimm sein, wenn der Chorleiter keine Ahnung von Stimmbildung hat, da in solchen Chören ohnehin ausgebildete Sänger beschäftigt sind - sie sollten auf sich aufpassen können. Ein Problem ist es jedoch sehr wohl, wenn ein Chorleiter einen Laienchor vor sich hat und führt. Einem solchen Chor muss ein Chorleiter mehr bieten können als nur eine nette Probenatmosphäre und das Einhämmern der richtigen Töne. Jede Probe muss meines Erachtens eine Mischung aus Stimmbildung, Gesangunterrichtstunde, Chorprobe und vielleicht auch Teekränzchen sein. Nur Teekränzchen und Chorprobe schaffen die meisten Chorleiter – sehr gut sogar. Stimmbildung und Gesangunterricht hingegen bedeutet für fast jeden Chorleiter die größten Schwierigkeiten, weshalb sich viele oft von außen jemanden holen, der ihnen dabei hilft. Manchmal klappt es – sehr oft aber klappt es eher weniger. Aus welchem Grund? Kann es so schwer sein, einem 40-50 Personen großen Laienchor ein paar der einfachsten Kunstgriffe der Gesangstechnik bei zu bringen? Nein, ist es nicht, man muss nur wissen wie!
Und bevor ich an dieser Stelle über die geeignete Praxis plaudere, möchte ich erst einmal ein paar klassische Irrtümer aus dem Weg räumen...
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„Viele deutsche Chöre bestehen aus vier Stimmen: Einer hohen farblosen Frauenstimme, einer tiefen farblosen Frauenstimme, einer hohen farblosen Männerstimme und einer tiefen farblosen Männerstimme.“